Für Tierhalterinnen und Tierhalter

Was ist Tierpsychologie?

Verhaltensbiologie, Tierpsychologie, Tierkommunikation – in diesem Begriffe-Dschungel sollen Sie sich als Tierhalterin bzw. Tierhalter noch zurechtfinden?

Kurz und knapp hat es Heini Hediger ausgedrückt, ehemals Direktor des Zoo Zürich: «Tierpsychologie lässt sich (…) charakterisieren als Verhaltensforschung plus einfühlsames Verstehen.» (Heini Hediger (1979) «Tierpsychologie in Zoo und Zirkus», Henschelverlag)

Auf dieser Website finden Sie eine Orientierungshilfe im Begriffe-Dschungel der diversen Disziplinen rund um die Therapie von Tierverhalten. Weiter finden Sie Informationen zu den verschiedenen Berufsbezeichnungen und Qualitätsmerkmalen der Ausbildung in tierpsychologischer Beratung. Doch handelt es sich nun beim seltsamen Verhalten Ihres Tieres um ein Problemverhalten, bloss um ein störendes Verhalten oder gar eine Verhaltensstörung?

Orientierung im Begriffe-Dschungel

Was ist Tierpsychologie?
Die Tierpsychologie beschäftigt sich mit dem individuellen Verhalten einzelner Tiere und deren Wohlbefinden. Sie hat zum Ziel, Verhaltensprobleme zu therapieren und bestmögliche Haltungsbedingungen zu entwickeln.

Was ist Verhaltensbiologie?
Verhaltensbiologie bzw. Verhaltensforschung ist die naturwissenschaftliche Lehre vom Verhalten der Tiere und Menschen und damit ein eigener Zweig der Zoologie bzw. Biologie.

Was ist Ethologie?
Ethologie ist ein älterer Begriff für Verhaltensforschung / Verhaltensbiologie.

Was ist Verhaltensmedizin / Tierpsychiatrie?
Tierärztinnen und Tierärzte mit einer Zusatzausbildung in Verhaltensmedizin (STVV) bieten bei Verhaltensproblemen ebenfalls Verhaltenstherapien an. Im Gegensatz zu tierpsychologischen Beraterinnen und Beratern können sie die Therapie bei Bedarf durch Medikamente (u.a. Psychopharmaka) unterstützen.

Was Tierpsychologie nicht ist:
Tierpsychologie ist nicht Tierkommunikation, Tierpsychologinnen und Tierpsychologen sind keine «Tierflüsterer». Tierpsychologische Beratung, wie sie VIETA-Mitglieder betreiben, basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Verhaltensbiologie und Ethologie, sowie direkter Verhaltensbeobachtung des betroffenen Tier-Mensch-Paares.

Tierpsychologische/r Berater/in oder Tierpsychologe/in?

Die Berufsbezeichnung «Tierpsychologe» ist nicht geschützt. VIETA als Berufsverband stellt sicher, dass alle aktiven Mitglieder eine fundierte, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Ausbildung in Verhaltensbiologie / Ethologie und Tierpsychologie absolviert haben und sich regelmässig weiterbilden.

Problemverhalten, störendes Verhalten, Verhaltensstörung?

Was ist Problemverhalten?
Problemverhalten erschweren bis verunmöglichen das Zusammenleben zwischen Tier und Mensch. Dabei können wir zwischen störendem Verhalten und Verhaltensstörungen unterscheiden. 

Was ist störendes Verhalten?
Störende Verhalten sind Verhalten aus dem normalen Repertoire eines Tieres, die auf Sie als Halterin bzw. Halter störend wirken. Beispiel: Krallenwetzen ist normales Verhalten von Katzen. Führt eine Katze es jedoch an Ihrem Sofa aus, so ist es für Sie störend. 

Was ist eine Verhaltensstörung?
Verhaltensstörungen entstehen, wenn dem Tier nicht die notwendigen artgerechten Bedingungen zur Verfügung stehen, es durch seine Lebenssituation oder ein traumatisches Erlebnis überfordert ist, oder es ein Trauma erlebt hat. Insbesondere schlechte Lebensbedingungen und/oder negative Erfahrungen während der Jugendentwicklung begünstigen die Entwicklung von Verhaltensstörungen.Beispiel: Wächst eine Rennmaus in den ersten drei Lebenswochen ohne schützende Höhle auf, entwickelt sie stereotypes Grabverhalten (ziel- und zweckloses Scharren in den Käfigecken).